Mittwoch, 10. März 2021
Hymnisch
Wenn Herr Adidas oder Herr Puma ins Büro geht oder mit Geschäftspartnern verhandelt, wird er vermutlich nicht die Nationalhymne singen. Warum also sollten die Geschäftsleute auf dem Fußballplatz das tun?

Wir haben ja aus der Geschichte gelernt, wir lassen unsere Nationalmannschaft spielen, aber nicht nationalistisch, sondern sportlich. Die anderen sollen nicht Angst vor uns als Nation haben, nur fußballerisch, früher, jetzt auch das nicht mehr.

Die Fußballerinas sollen aber nicht nur, weil sie für uns, die wir sie bezahlen, antreten, die Hymne unseres Landes darbieten, obschon allein darum das Singen der Nationalhymne, sie muss ja nicht gut gesungen sein, ein demokratisches Zeichen wäre, sondern auch eine Anerkennung der anderen Nationen. Die gegnerische Mannschaft singt ihre Hymne und wir sagen, das taugt nichts. Wir setzen die anderen Nationen gleich mit herab.
Wenn wir meinen, dass uns das zusteht, sollten sich die anderen durchaus sorgen.

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Dienstag, 9. März 2021
Big Geschwister
Wenn man mal "1984" gelesen hat ? andere als dunkle Erinnerungen kann man an "1984" ja nicht haben ? dann wird man ziemlich direkt als Parallele Neusprech erkennen, andere Voraussagen aber als genau im Gegenteil eingetreten, die Mangelwirtschaft etwa, wir haben Überfluss, oder das mit der restriktiven Sexualität, wir sind ja wohl propagandistisch übesext.
Bei Letzterem ist die Prophezeiung aber gar nicht so weit weg, wie es scheint. Was beschrieben wird, ist im Grunde die Entmenschlichung und die Politisierung von allem, auch vom Sex, die Ausschaltung des Natürlichen.
Orwells Phantasie reichte damals nur zur Ausschaltung und nicht zur Ersetzung durch politisierte Ideologie. Aber das ist, was wir erleben. Wegen der Ressourcen. Käme jetzt die Mangelwirtschaft, würde nur die Repression bleiben.

Aber "1984" ist ja zum Glück ersetzt durch WonderWoman1984.

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Montag, 8. März 2021
Päpstliche Asymmetrie
So ist das Framing in den Nachrichten, der Papst besucht den Irak und gedenkt der Opfer des Krieges gegen die Terrormiliz IS.
Der Opfer des Krieges gegen die Miliz.
Das wird wohl ein sehr einseitiger Kampf gewesen sein, Terror ist der Krieg der Schwachen, und dann sind sie auch noch umgekommen.
Ob die Miliz nicht ganz unschuldig war, sagt der Papst nicht, zumindest hört man in den Nachrichten nichts davon.

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Sonntag, 7. März 2021
Politische Erfolge
In der WeLT schreibt Robin Alexander über ?Merkels schwache Minister?, dass die, denen das Versemmeln von dem Jeweiligen zugerechnet wird, die Unionsminister sind, wogegen die Minister von der SPD ihre Sachen durchziehen. Die Kanzlerin habe, so schreibt er zu Recht, keine starken Personen neben sich geduldet.
Und das zu unseren Lasten.
Es gibt aber noch einen anderen Aspekt, unter dem man die Erfolge der SPD sehen kann: das sind die mit dem soziologistischen Umgestalten, die ideologischen Erfolge. Da gelingt es, wenn nicht gebremst wird, da geht es vorwärts, wenn es keine demokratische Kontrolle gibt, da schreitet man voran und rückwärts nimmer. Symbolpolitik scheitert nie. Geschlechterinnengerechte Sprache, die Erfolge sehen wir dauernd, wir ahnen nicht, was erst noch kommt.
Ein Pseudoproblem wird gefunden, Pseudopolitik wird betrieben, und das Ergebnis ist immer, dass Linke mehr Geld kriegen.
Die Kanzlerin zeigt inzwischen unverhohlen, dass sie zu diesem Feld gehört.

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Samstag, 6. März 2021
Rassismus mit Verfassungsrang
Man habe die beste von drei Varianten gewählt, lässt Seehofer verlauten, und es ist nur eine kleine Meldung. Keine Benachteiligung wegen Rasse wird ersetzt durch keine aus rassistischen Gründen.
So etwas wäre eigentlich überhaupt kein Verfassungstext. Es kommt auf jedes Wort an, jede Formulierung hat ihren eigenen Kommentar und meistens unterschiedliche Meinungen zur Folge.
Nun nicht mehr; was rassistische Gründe sind, wird nicht mehr durch Verfassungsrichter bestimmt, sondern von der Zivilgesellschaft und den organisierten Lautstärkereglern.
Die verfassungsrechtliche Veränderung ist, dass eine Benachteiligung aus antirassistischen Gründen nicht mehr erfasst wird, auch wenn sie wegen Rasse geschieht.
Das ist gewollt und bezweckt, Seehofer stellt sich nur dumm.

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Freitag, 5. März 2021
Kalter Krieg
Das Wettrüsten im Kalten Krieg und andere Schädigungshandlungen gegen den Feind schadeten zuerst dem Land selbst, sie waren volkswirtschaftlich sinnlos, verbrauchten nur Energie.
Auch das Vorgehen gegen die eigenen Menschen innerhalb des Sowjetsystems unter dem Vorwand feindlicher Aktivitäten war ökonomisch negativ, so dass es letztlich nicht einmal die Macht sicherte.
Aber wie es besonders von Reagan verstanden wurde, war das Wettrüsten günstig für den Überlegenen nach der Logik: Bevor der Dicke abgemagert ist, ist der Dünne verhungert.

Und so kann man sich die Logik der jetzigen Politik vorstellen. Nicht mal wegen China, sondern intern. Der Kalte Bürgerkrieg wird geführt vom Staatshof gegen das Volk, die Bürger. Nur eins von beiden kann pleitegehen. Bevor der städtische Klimaschutzkoordinator seinen Job verliert, ist der Schneider ruiniert. Der Hof bleibt übrig, auch wenn niemand mehr für ihn arbeiten würde, die Regierung hat immer genug zu essen, die Rundfunkanstalten haben ihre Pensionäre. Der Bürgerkrieg ist eine Angelegenheit der Ressourcen. Die, die die Werte erarbeiten, haben keinen Zugriff darauf. Das ist der neue Kapitalismus, das neue Ausbeutungssystem, so gelingt die Verstaatlichung des Menschen. Der Systemwechsel braucht Stunde und Zustand Null.

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Donnerstag, 4. März 2021
Beobachtungspauschale
Kam in den Radionachrichten, ein CDU-Bundestagsoberst fordert die Mitglieder der konkurrierenden Partei, die nun angeblich beobachtet wird, zum Parteiaustritt auf.
Nach seiner Vorstellung ist die Partei immer noch verfassungswidrig, wenn alle ausgetreten sind.
Demokratische Konkurrenz wäre, die Partei aufzufordern, verfassungswidrige Mitglieder auszuschließen, um am demokratischen Wettbewerb teilzunehmen.
Wir sehen, darum geht es nicht.

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Mittwoch, 3. März 2021
Verblüffungen
Die Geschwindigkeit, mit der die Wende rückabgewickelt wird, lässt doch erstaunen, zumal es ja nicht nur das Gebiet der Ex-DDR betrifft, sondern die Bundesrepublik ? hätte man vor dreißig Jahren für möglich gehalten, dass Wessis sich Bevormundung und Beregelung und Bevorschriftlichung bietenlassen?
Nun, man hätte es vielleicht ahnen können, dass sie sich damit locken lassen, selbst die im Recht seienden kleinen Diktatoren zu sein. Das Aufsteigen bei Hofe verlockt, allerdings erst seit zwanzig Jahren etwa ist der entleerte Selbstbezug des Hofes das, was nach Konformität verlangt.
Verblüffend dabei ist doch die Unverfrorenheit, die Ungehemmtheit, das Ungebremste in der Mentalität. Verblüffen sollte aber auch, wie die offizielle Aufteilung nach links und rechts vorgenommen ist. Hätte man, sagen wir, einem Altachtundsechziger Mitte der Achtziger Jahre in Westberlin beschrieben, es gibt strenge Hygieneregeln, Polizeigewalt zur Durchsetzung, Regulierung des Informationsflusses, gleichschreibende Presse, regierungskonforme Sendergremien, Gewalt gegen eine sich Querdenker nennende Gruppe, Staatsgeld für parteipolitische Durchsetzungen, Druck auf unabhängige Medien ? er hätte gesagt, das ist rechts, es muss einen rechten Umsturz gegeben haben, unabhängige Medien wären doch dem Wesen nach links, Demonstrationen gegen Regierungspolitik ist links von Natur aus, Zensur und Cancel-Kultur rechts wie nur möglich. Religion rechts, Religionskritik links, was denn sonst.

Ja, und nun, was lernen wir daraus?
Dass es falsch war, den Kampf gegen rechts zu bezahlen.

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Dienstag, 2. März 2021
Klassenstandpunkt gegen links
In DDR-marxistischer Auffassung bestimmte sich die Position der Person nach Klassenzugehörigkeit, und zwar von ihr selbst, nicht von der Familie. Hätte ein Arbeiter einen Betrieb geerbt, wäre er zum Ausbeuter geworden. Allerdings nur im kapitalistischen System; im sozialistischen hatte die Arbeiterklasse die Macht, die Klassenzugehörigkeit konnte man nicht durch Aufstieg ablegen. So gibt die hörsturzgeschädigte Linken-Abgeordnete ihren Vater als Maurer an, das kann die Bedeutung Maurer, Bauingenieur oder Parteifunktionär haben.

Kommt nun ein Mensch aus einer ehemaligen Kolonie auf den Kontinent der Kolonialisatoren und wird gar Staatsbürger, ist er dann immer noch Opfer des Kolonialismus? Oder gehört er jetzt zu der Kolonialherrentradition?
DDR-Marxisten hätten gesagt, der Klassenstandpunkt ist entscheidend, die Kolonialfrage lenkt vom Klassenkampf ab.
Nein, ist die aktuelle Narration, die nicht existierende Rasse ist entscheidend.

Nur eine Beantwortung ist im herkömmlichen Sinne links. Aber sie ist nicht im aktuellen Sinne links. Nur eine wäre nicht rassistisch, aber ist es im Sinne des jetzigen Diskurses.
Man könnte nach Klassenstandpunkt argumentieren.
Das hätte mehr Sinn als linksgeredet.

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Montag, 1. März 2021
Zusammenhälterei
In einem normalen Land würde sich eine Partei mit der Forderung nach einem Ministerium für gesellschaftlichen Zusammenhalt aus dem Wahlkampf verabschiedet haben.
Wir wundern uns nicht einmal.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt womit? Mit dem Staat. Die Verstaatlichung des Menschen ist angekündigt. Das Individuum kommt gar nicht mehr vor, es stört den gesellschaftlichen Zusammenhalt bloß.
Warum nun wählt man so was? Weil man glaubt, individuelle Interessen besser durchsetzen zu können gegen eine Masse Mensch statt gegen Individuen. Man phantasiert sich in die Herrschaft, in die Führung, in die Macht, statt in die Unterdrückten, es gibt da wohl eine natürliche Hemmung.
Man wähnt sich auf der Seite der Profiteure. Irgendwas wird schon abfallen.

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Sonntag, 28. Februar 2021
Organisierte Desorganisation
Die Desorganisation, die wir jetzt am Beispiel des Impfens erleben, ist eine Folgeerscheinung der moralisierenden Politik der letzten mindestens zwanzig Jahre. Zwangsläufig tritt dieser Zustand ein, wenn Posten als Privilegien angesehen werden und dementsprechend verteilt, das ist eine Förderung der Unfähigkeit unter dem Lack des Gutdünkens.
Die einzige ersatzweise geltende Berechtigung, die der Staat für die Ausnahme vom demokratischen Prozess in der Notlage vorbringen könnte, wäre die durch Organisationseffizienz. Wir würden es uns ausnahmsweise gefallenlassen, wenn die nötigen Organisationsmaßnahmen etwas schneller als im gewöhnlichen Verfahren vorweggenommen würden. Dies betrifft aber Organisationsmaßnahmen und nicht Beschränkungsmaßnahmen, die an die Stelle der erstgenannten treten, weil man für diese nicht in der Lage ist.
Wenn wir uns aber Rechtsbeschränkungen mit harten Kontrollen und zugleich Organisationsdesaster bieten lassen, brauchen wir uns über beide nicht zu wundern.

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Samstag, 27. Februar 2021
Anstehende Richtungswahl
Die Landtagswahl in Baden-Württemberg ist bisher nicht abgesetzt oder verschoben, die für April vorgesehene Wahl in Thüringen wurde umterminiert, wobei es formal bei dieser eine vorgezogene gewesen wäre, die nun weniger vorgezogen wird. In Thüringen geht alles.
Begründet wurde die Verschiebung natürlich mit Corona, kein Wahlkampf möglich. Weiß man jetzt schon.
Es soll wohl geguckt werden, wie es so läuft bei der Wahl in Baden-Württemberg, bevor über die wichtigen Wahlen in Bund und Ramelowland entschieden wird.

Sich nicht auf die Straße stellen zu können und keine Kugelschreiber austeilen zu dürfen, ist aber kein Grund, eine Wahl abzusagen. Die Wahl selbst, die in Wahllokalen und Wahlkabinen lauernde Gefahr der Infektion, die könnte überhaupt nur eine rechtliche Grundlage geben.

Es wird also von der nächsten Landtagswahl abhängen, ob wir eine vierte Welle im Sommer kriegen, die alles auslöschen würde, was nicht bei Drei in Quarantäne ist.

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Freitag, 26. Februar 2021
Arbeitszeugnis
Das Zeugnis, das die Bürger in der Demokratie ihrer Regierung ausstellen, muss nicht einmal beinhalten ?war ständig bemüht?; ehrliches Bemühen reicht schon.
Wenn nun von der Achtundsechziger-Steinmeier-Generation die Regierenden gestellt werden, müssten diese eigentlich stolz sein darauf, wenn das Volk opponiert und Freiheit fordert. Da könnten sie sagen, ja, so wollten wir die Menschen, nicht obrigkeitshörig und folgsam, sondern mündig, dann gibt es keine totalitäre Herrschaft mehr.
Aber genau das kommt nicht vor, und deswegen kann kein ehrliches Bemühen bescheinigt werden.

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Donnerstag, 25. Februar 2021
Thierseidentität
Jetzt knöpft man sich Wolfgang Thierse vor, weil es ihm ein bisschen zu weit ging. Auch er schrieb an den eigentlichen Problemen vorbei, er verkennt die Machtfrage, auch er übernimmt die Begrifflichkeiten wie Identität. Mit Identität wird heute etwas anderes gemeint als Identität. Die Gruppenzuschreibung nach Herkunft und Orientierung aus Sicht der aktuellen Dominanten, das soll Identität sein. Wer das so übernimmt, hat nichts vom Menschen verstanden.
Im Frühstücksradio fragt der Moderator ihn: Sie sind also für Blackfacing? Er versucht eine sachliche Antwort, statt darauf zu verweisen, dass mit dem Wort Blackfacing schon das Framing, die Moralisierung und Emotionalisierung, vorgegeben ist, was man auf keinen Fall mitmachen dürfte.
Und er moniert, dass er nun mit seiner Meinung nicht ernstgenommen, sondern als alter weißer Mann herabgesetzt werde, dem man nicht zuhören müsse. Die darin liegende Machtdemonstration verkennt er, zumal man dann, wenn allgemeingültige Maßstäbe gestellt würden, logischerweise sagen müsste: na für einen alten weißen heterosexuellen Mann ist er ja noch ganz aufgeschlossen.
Aber Wolfgang Thierse versucht, noch etwas von dem zu retten, was er mit der SPD selbst angerichtet hat, die Pseudomoralisierung und Entsachlichung der politischen Debatte.

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