Donnerstag, 25. Februar 2021
Thierseidentität
Jetzt knöpft man sich Wolfgang Thierse vor, weil es ihm ein bisschen zu weit ging. Auch er schrieb an den eigentlichen Problemen vorbei, er verkennt die Machtfrage, auch er übernimmt die Begrifflichkeiten wie Identität. Mit Identität wird heute etwas anderes gemeint als Identität. Die Gruppenzuschreibung nach Herkunft und Orientierung aus Sicht der aktuellen Dominanten, das soll Identität sein. Wer das so übernimmt, hat nichts vom Menschen verstanden.
Im Frühstücksradio fragt der Moderator ihn: Sie sind also für Blackfacing? Er versucht eine sachliche Antwort, statt darauf zu verweisen, dass mit dem Wort Blackfacing schon das Framing, die Moralisierung und Emotionalisierung, vorgegeben ist, was man auf keinen Fall mitmachen dürfte.
Und er moniert, dass er nun mit seiner Meinung nicht ernstgenommen, sondern als alter weißer Mann herabgesetzt werde, dem man nicht zuhören müsse. Die darin liegende Machtdemonstration verkennt er, zumal man dann, wenn allgemeingültige Maßstäbe gestellt würden, logischerweise sagen müsste: na für einen alten weißen heterosexuellen Mann ist er ja noch ganz aufgeschlossen.
Aber Wolfgang Thierse versucht, noch etwas von dem zu retten, was er mit der SPD selbst angerichtet hat, die Pseudomoralisierung und Entsachlichung der politischen Debatte.

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