Tagesschauder

Manche ärgern sich über die doppelten Maßstäbe und wundern sich, wer solche Leute wähle.
Das Anlegen doppelter Maßstäbe ist aber kein Versehen, keine Notlösung, nicht ein schnelles Wechseln der Waffe, sondern es ist die Waffe, das Machtmittel und die Demonstration der Macht. Die Macht hat der, der über die Maßstäbe bestimmen kann, und das zeigt man, indem man sie auch wechselt. Doppelte Maßstäbe bedeuten doppelte Macht.
Sehr einseitig, aber genau darum funktioniert es.
Und die Wirkung ist, dass man zu denen gehören will, die diese Macht haben. Von denen will man was, die wählt man.

Vielleicht noch etwas weiter gesponnen, gehört auch dazu, es festzuhalten, wer die doppelten Maßstäbe anwendet? Also wer die Macht inne hat? Die Politiker? Nicht primär. Es sind die Medien.

Ich glaube nicht, dass z.B. "ein Orban" bei einer Ratssitzung mit irgendeinem der in den Medien kolportierten Vorwürfen konfrontiert wird. Dort sitzen nämlich die Nutznießer und Opfer der verschiedenen Maßstäbe zusammen und sie wissen alle genau bescheid.

Die Medien gehen natürlich routiniert mit solchen Rückschlägen um und erklären die Situation mit irgendwelchen, oft lächerlichen und durchsichtigen Argumenten, wie "Orban hält die EU mit den Stimmen seiner Fraktion in der Hand" o.ä.

Das Wahlvolk wird aber von dieser Art der Berichterstattung eingelullt und so kommen jene Politiker an die Macht, die sich vor den Medien automatisch in acht nehmen.