Samstag, 20. Juni 2015
Rechnung aufgegangen
Unmittelbar nach dem Charlie-Hebdo-Massaker sah es so aus, als hätten die Islamterroristen einen Fehler bei der Opferauswahl gemacht; eine humoristisch-publizistische linke Instanz, das führte zu Solidaritätsbekundungen. Anders, als wenn es den Verleger getroffen hätte oder als Islamhasser angezinkte Kritiker. Diesmal, so war das Gefühl, traf es das Wir, wenn nicht sogar uns.

Doch genau damit haben die Islamterroristen zweckdienlich, also richtig aus ihrer Sicht, agiert. Sie haben verstanden – besser als das Wir. Das Wir verliert. Bald wurde sich distanziert. Von den Opfern. Wer möchte schon gern zu den Opfern gehören.

Unter Identitätsschwachen gibt es keine Solidarität. Nur die Illusion der Geborgenheit. Fällt die weg, herrscht Angst.
Diese Angst ist zuerst die Angst vor der eigenen Courage.
Nein, wir sind nicht Charlie. Nie gewesen. Die Karikaturisten, die sind Charlie. Gewesen.
Die haben Mohammed karikiert, jetzt sind sie tot (Spiegel). Die haben provoziert, wir haben nichts damit zu tun.
Wir sind mit dem Schrecken davongekommen.
Vorerst.

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