Montag, 29. Juni 2015
Spiegel des Journalismus
„Nachrichten wiederzugeben reicht uns nicht. Wir wählen aus, erklären, ordnen ein. 24 Stunden am Tag“, rühmt sich der Spiegel in einer Anzeigenschaltung, gesehen auf tagesspiegel.de.
Bei Nachmittags-Talkerin Ilona Christen hieß es, „Ich gehe den Dingen auf den Grund.“
Auf diese Idee könnte der Spiegel auch kommen.
Oder wie wäre es mit Recherche, Nachrichten machen.
Dass Blattmachen Auswählen ist, mag man nicht bestreiten. Man möchte, selbstverständlich, vom Journalisten des Vertrauens Erklärung und Einordnung zwecks Verständnisgewinn. Aber dass der Spiegel dies für seine Kernkompetenz hält und als werberelevant ansieht, ist peinlich. Peinlicher ist nur, dass man nicht reflektiert, wonach man auswählt, wie man erklärt, wohin man einordnet.
Spiegel-Redakteure wissen also mehr als Spiegel-Leser, die eine Auswahl, Einordnung und Erklärung vorgesetzt bekommen.
Eine Presse, die unter politisch-ideologischem Verdacht steht, täte gut daran, den Anschein von Manipulation zu vermeiden. Man sieht aber an dieser Werbung, schon das wäre zu viel verlangt.

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