Samstag, 2. Januar 2016
Nichts Müller
Weil Heiner Müller vor zwanzig Jahren gestorben ist, gab es im Kulturfunk viel Zusammengetragenes von und mit Heiner Müller als Theatermacher und Lyriker und Person, leider ist festzustellen, man hat ihm damit keinen Gefallen getan. Er wäre den Interessierten als cooler Typ im Gedächtnis geblieben – was einem das Gedächtnis eben für Streiche spielt.
Doch ohne vorausgesetzte Verehrung bleibt nichts.
Da setzt er sich von Brecht ab, da erzählt er einen Witz, da bricht er mit seiner eigenen Tradition, alles untadelig, aber alles so was von DDR.
Doch, leider.
Was innerhalb des DDR-Systems nach Erweiterung des Verengten aussah, war doch wiederum an die DDR-Verhältnisse gebunden. Die ganze Art des Kontrastes zur DDR wird bedeutungslos ohne DDR.
Auch Elvis fasziniert nicht mehr im selben Maße wie in den Fünfzigern, aber das Faszinosum ist nachvollziehbar und sagt etwas über die Zeit. Bleibt man zu Vergleichszwecken im Theaterbereich, käme Theaterkritiker Friedrich Luft in Betracht, an den ebenfalls erinnert wurde, weil er vor fünfundzwanzig Jahren gestorben ist. Die Stücke, die er besprach, sind nun auch schon alle abgesetzt, aber man kann die Haltung, die Sicht, noch immer als gedankliches Werkzeug benutzen.
Wie hätte sich Heiner Müller künstlerisch entwickeln können ohne Anbindung an die DDR-Verhältnisse. Vielleicht hätte er uns einen „Seewolf“ hinterlassen.
Heiner Müller sollte allen Medien- und besonders Theatermachern als Warnung und Mahnung dienen, den Castorffs und Peymanns, die schon längst gestorben und vergessen sind, weil sie sich für systemrelevant halten.

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+1
Vely nice:
Heiner Müller sollte allen Medien- und besonders Theatermachern als Warnung und Mahnung dienen [...]
Auch bspw. Wolfie Biermann rannte nach seiner Disintegration noch lange Zeit im "Westen" herum, um von einem besseren Sozialismus zu verkünden.
MFG
Dr. W

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Biermann muss man aber lassen, dass er zu seinen Irrtümern und Dummheiten steht (ja geradezu in diese verliebt ist). Das ist ehrlich. Heiner Müller hat sich dagegen immer ironisch rausgewunden und so getan, als wäre er völlig unabhängig von dem Staat, der seine Existenz alimentierte. Heiner Müller gönne ich, dass noch jetzt 25 Jahre danach, ein Hans-Dieter Schütt (der Oberhetzer von der "Jungen Welt" damals) im "Neuen Deutschland" ein verquastes Loblied auf ihn singt.

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Klar, Biermann ist ja noch später viel besser geworden, kein Problem.
Bei diesem Heiner Müller verfügt Ihr Kommentatorenfreund nicht über ausreichende Information, um ihn grundieren zu können.

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