Freitag, 7. Oktober 2016
Eine Stunde ZDF
Ein geradezu heller Moment von Claus Kleber im heute-Journal, er fragt seinen Gast im Studio, ob jetzt nicht gerade viele Zuschauer den Eindruck gewinnen könnten, da unterhalten sich zwei abgehobene Oberklassemenschen, sinngemäß, über sie aus ihrer abgehobenen Sicht.
Nicht so formuliert, aber immerhin gefragt, wie es vor nicht allzu langer Zeit nicht gefragt worden wäre.

Das Problem ist nur wieder, beim Gesprächspartner handelt es sich um Claus Leggewie, der die Antwort schon verkörpert. Diese Frage hätte Claus Kleber jemand anderem stellen müssen, als Journalist.
Leggewie leggewiet dann auch, sinngemäß, er als Achtundsechziger hat eben immer Recht, ob in der Position der Opposition wie damals oder als Herrschaftsfunktionär wie jetzt.

Und das war noch einer der besseren Beiträge im heute-Journal.
Da gab es einen Beitrag über Ahmed, muse surug na Deuslan. Nach geschaffter Flucht wurden seine Fingerabdrücke überprüft, daraufhin wurde er nach Bulgarien vertrieben, weil er dort in die EU eingereist war. Bulgarien ist aber bulgarisch, unzumutbar, klar wol Ahmed surug na Deuslan.
Die Reporter hätten ihn am liebsten mitgenommen, aber erst nach Ausstrahlung des Beitrags vermutlich. Die Zuschauer sollen auf seiner Seite sein und sich freuen, dass er es hoffentlich wieder schafft und dann keine Fingerabdrücke gibt.

Die Vaterländer der anderen darf man offenbar verachten, wenn die nicht die deutschen Flüchtlingsstandards einhalten.
Wenn Bulgarien ein unzumutbares Land ist, würde es dann die EU-Solidarität nicht erfordern, dass zuerst die Bulgaren in Deutschland aufgenommen werden?

Es kommt noch dicker. Ein Beitrag über die blühende Start-up-Szene in Gaza, die Jugendlichen nutzen das Internet für kreative Arbeit und innovative Geschäftsideen, wie es Jugendliche überall auf der Welt tun.
Eine entwickelte App wird sogar vorgestellt, da macht man auf dem Smartphone oder Tablet Trennwände zwischen die Figuren im Restaurant; Saudi-Arabien ist ganz verrückt danach.
Siebtes Jahrhundert als App.
Wie schon Chaplin sagte: Wir haben die Geschwindigkeit hervorgebracht, aber innerlich sind wir stehengeblieben.

Nach dem heute-Journal eine Rederunde, und hier ist etwas Auffälliges zu verzeichnen, wenn man mehrere Rederunden geguckt hat. Aus Gründen der Einschaltquote sitzt nun immer im Wechsel Frauke Petry, Gauland oder Beatrix von Storch dabei, und es muss eine Absprache unter den EgD (Etablierte gegen Deutschland) geben, man hat sich auf eine gemeinsame Strategie verständigt, denn von allein sind die alle nicht darauf gekommen, dass sie in der Rederunde dann der AfD das vorwerfen, was schon als widerlegt angesehen werden müsste, um dann zu schließen, die AfD distanziere sich immer von sich selbst, wolle es nie so gemeint haben und sei deshalb ganz unglaubwürdig. Das geschieht mitunter wortgleich, das kann nicht einfach so entstanden sein, das ist konzipiert, um das Image der AfD zu besetzen.

Man achte einmal darauf, sofern man es sich antun möchte.
Erwartbar ist auch, dass die vorangehende Sendung schon so nervt, dass man gar nicht mehr in der Lage ist, dies zu durchschauen.
Scharia-App, Amed muse surug na Deuslan, Leggewie. In einer Hauptnachrichtensendung.
Das Problem ist, dass das für Journalismus gehalten wird.

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Opi W. tut sich derartiges Programm natürlich nicht an, wer das Web oder weitergehend: netzwerk-basierte Kommunikation oder zumindest dbzgl. meinend Nachrichtenverzehr geübt ist - manche sind dies schon seit bald 40 Jahren, lässt sich berichten.
Sehr nett, auch der Kommentar, also nicht nur die Berichterstattung.

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Ansonsten, also Journalismus oder Tagesschreibertum liegt genau dann vor, wenn periodisch (vs. Bücher-Schreiben und so) verlautbart wird.
Insofern könnte hier Journalismus "at its best" vorliegen, wobei hie (der Duden kennt auch 'hie') das Problem nicht die periodische Verlautbarung ist, sondern die Finanzierung.
Das Kalb hat in der BRD den Schlächter zu finanzieren, sehr lustig.

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Ansonsten leidet der Journalismus international, denn die (kaufende) Leserschaft lässt nach und das Schreiben im Auftrag, Inhaberverhältnisse meinend, wie auch Werbekunden und sonstige Stakeholder gewinnt.
Die "Vierte Macht" könnte jederzeit Unwort des Jahres werden, natürlich nur dann, wenn die Gesellschaft für deutsche Sprache nicht längst gekauft worden wäre.

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Ansonsten wird zu Zeiten des Internets oder Webs selektiv konsumiert, Fernsehsendungen sind ja "sowas von Eighties".
(Auch weil ihrem Wesen nach sequentiell organisiert.)

MFG
Dr. W

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