Samstag, 17. Juni 2017
Der einflussreichste deutsche Politiker
Die geistig-moralische Wende ist einem Politiker zuzurechnen, der erst nach ihrem Vollzug als Politiker bezahlt wird und nicht im eigentlichen Sitte Staatsmann ist. Martin Sonneborn hat als Chef des Satiremagazins Titanic die Tradition der Neuen Frankfurter Schule beendet und die Satire-Instanz in der Presse abgeschafft. Er wendete Titanic zur Humorbeilage von konkret, er ersetzte Komik durch politische Korrektheit. Die fehlende Kompetenz suchte ihre Rechtfertigung, im Zirkelschluss, im Status: Das ist Titanic, also lustig, also Titanic.
Und das ist derselbe Nebelbrei, den wir jetzt in der Bundesrepublik haben, nicht nur zufällig ähnlich. Denn der Presse fehlte ein Korrektiv, bald war die Presse selbst keins mehr, woraufhin die Politik keins mehr hat. Die herrschende politischkorrekte Achtundsechzigerei kann nur, genau wie der Islam, funktionieren ohne die doch etwas hemmende Besorgnis der Herrschenden, sich der Lächerlichkeit auszusetzen. Das heißt nun wieder nicht, dass alles ins Lächerliche zu ziehen wäre; das Böhmermann-Gedicht ist ja vor allem unkomisch und harmlos, auch das eine Folge Sonnebornschen degenerierenden Einflusses auf die Satire.
Wenn sich nicht einmal die Satire traut, etwas anderes zu denken als die Kollegen, wie sollten dann Journalisten auf die Idee kommen, wie sollten es beamtete Soziologen, wie Politiker?
Eben, gar nicht.
Den Merkelbrei hat Sonneborn angerührt.

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