Mittwoch, 4. November 2020
Das größere Große und Ganze
Die Leyendecker-Affäre, empfehlenswerte Lektüre auf publicomag.com, gibt eine Lehre, wo die Grenze zur Unglaubwürdigkeit zu ziehen ist, in Politik und Journalismus, Umwelt, Klima, Genderei, nämlich genau da, wo der Einzelne sich als Teil, vielleicht als Diener oder Agent, einer großen ganzen Sache sieht und spätestens, wenn er über die Sache seine eigene Bedeutung steigern will.
Wenn man in der Süddeutschen in den Neunzigern einen Artikel von Hans Leyendecker las, dann meinte man, vertrauen zu können – nicht, dass das jetzt die unumstößliche Wahrheit wäre, aber vertrauen auf den Namen, auf den Ruf, mithin darauf, dass einer die nötigen Recherchen angestellt hat und ein anderer die gleichen Resultate unabhängig von der Person recherchiert hätte.
Die Unabhängigkeit ist eine persönliche.
Auch bei den Kommentatoren aus dem Westfernsehen konnte man vertrauen, dass sie meinen, was sie sagen, weil sie sich aus dem Material eine Meinung gebildet haben. Man könnte hingehen und sie fragen. Sie hätten es zurückgewiesen, für ihre Haltung, ihre Überzeugung, gefeiert zu werden. So was wäre Ostjournalismus.
Wenn nun die gesamte Nachwuchsjournalistenschaft grün ist, dann war es das, dann war Leyendecker der letzte Journalist, der noch einen anonymen Zeugen gebraucht hatte.

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