Dienstag, 2. November 2021
Ein Gebrauch des Benutzers
Im selben MDR-Gespräch, hier vor ein paar Einträgen mit dem Gendersprachschänden behandelt, wurde Heinz-Rudolf Kunze auf seine Tournee durch die DDR angesprochen und gefragt, ob er sich benutzt gefühlt habe. Nein, sagte er, er habe mit dem DDR-Kulturchef die Absprache treffen können, dass er alles singt und sagt, was er auch im Westen singt und sagt. Er sei also kein Kronzeuge gegen die DDR-Kulturpolitik.

Doch, das ist er genau damit. Er sagt belastend aus. Denn ihm wurde damit gerade ein Privileg gegeben, das andere nicht hatten.
Was nicht seine Schuld ist.

Ähnlich fragte einmal im Interview Sandra Maischberger Leni Riefenstahl. Sie hätte nur ja zu sagen brauchen, wurde benutzt, goldener geht die Brücke kaum, die ihr Sandra Maischberger gebaut hätte, aber sie sagte nein, sie wollte ja Filme machen.
Das ist entweder cleverer als alle anderen zusammen oder naiv ehrlich. Gegen Cleverness spricht fehlende Cleverness, aber auch, dass das eigentlich nur diejenigen verstehen und nachvollziehen, die was mit Medien machen wollen. Das wären die wenigsten Zuschauer, die Moderatorin indes schon.

Die Benutzung ist eine Sache und eine Frage des Systems. Man wirft den Benutzten das Benutztwerden vor, besonders, wenn man die kennt und nicht die Benutzer. Man kennt Heinz-Rudolf Kunze, aber nicht Hartmut König.
Im Moment haben wir überhaupt niemanden, den man so was mal fragen wird. Es machen ja alle mit oder sind selbst Akteure.
Niemand wird je Jan Böhmermann fragen, ob er benutzt wurde.

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