Montag, 25. April 2022
Übelgrößen
Sehr seltsam, dass bei einer Wahl die Wahl zwischen zwei Übeln zur Wahl stehen soll, so dass sich die Wähler nur für das vermeintlich kleinere Übel entscheiden können.
Wenn man in diese Situation gerät, hat man sich nicht genug um seine Angelegenheiten gekümmert.
Und man agiert politspieltheoretisch falsch. Hat man sich zwischen zwei Übeln zu entscheiden, sollte man das andere nehmen, nicht das, was man schon hat. Die vorgebliche Kontinuität vergrößert das Übel. Worauf es ankommt, ist der Wechsel, genauer gesagt die Möglichkeit zum Wechsel. Nur so und nicht anders kann man dem abgewählten Übel ein Motiv geben, beim nächsten Mal das noch kleinere Übel zu sein.
Aber die größten Übel stehen gar nicht zur Wahl, die senden weiter.

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Sonntag, 24. April 2022
Parolisierungen
Bevor die Haltung die Kommentiererei zu dominieren begann, sind Kommentatoren damit durchgekommen zu sagen Das reicht nicht. Inzwischen gibt es nur noch klare Botschaften, dafür nicht mehr die Meldung, wenn etwas schlicht nicht genügt.
Aber dieses Privileg haben noch die Unseriösen.
Wenn es also heißt, wir wollen nicht hineingezogen werden oder Waffen verlängern nur oder das sei ein Ding zwischen Nato und Russland, dann kann das alles sein, genauer gesagt kann da etwas Richtiges dran sein. Aber dies wäre doch gesondert festzustellen, wenn daraus Handlungen abgeleitet werden.
Wir haben uns an Botschaften in Überschriften-Stil und als Parolen gewöhnt, so dass wir es glaubend hinnehmen, damit müsse ein Inhalt verbunden sein.
Ist womöglich so, aber das ist genau das, was zu begründen wäre, statt es nur zu formulieren. Worauf stützt sich die Vermutung, und was, wenn nicht?
Wir können uns nicht für etwas emotional Leichteres entscheiden, wir haben nur die Wahl zwischen Übeln. Politik wäre, damit anzufangen, dies zu sehen und zu bekunden, aber vermutlich würde dies gar nicht mehr nachgefragt.

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Samstag, 23. April 2022
Noch mehr Unbekanntes
Wer soll eigentlich im Dritten Weltkrieg gegen wen kämpfen? Alle, die von Russland Atombomben abgekriegt haben, gegen Russland? Alle zusammen oder alle einzeln?
Welches Kriegsziel könnte Russland haben?
Diese Frage dürfte sich auch für Russland nicht mehr stellen.
Wir wüsste ja weder, gegen wen wir kämpfen noch wofür. Das ist der Grund, warum es schwer einzuschätzen ist, was bei den Ukrainern, also den Leuten, dem Volk, tatsächlich vorgeht, die scheinen es zu wissen. Aber ob das so ist,ist unser bekanntes Nichtwissen, und was es wäre, ist unser unbekanntes Nichtwissen bis jetzt eben. Aber das scheint eine relevante Frage zu sein, von der für die Beurteilung und die Schlussfolgerungen für das Handeln mehr abhängt als von der Bewertung der Oberschicht.
Man weiß halt nicht, wie es ausgeht.

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Freitag, 22. April 2022
Gegnerische Größe
Stellen wir uns vor, Putin wäre schon seiner Krankheit erlegen und Lawrow wäre Russland-Chef, hätte dies Einfluss auf die öffentliche Meinung der jetzigen Russlandzugeneigten? Wir haben hier immer dokumentiert, dass es richtig gewesen wäre, zumindest Putinversteherverstehversucher zu sein, und dass sich eine Menge Fehler angehäuft haben, darunter war indes kein Kriegsgrund und der Nato-Kram ist in der Ukraine allem Anschein nach sehr nachrangig. Wie also wirkt die Person als solche?
Man kann vermuten, dass die herrschende Meinung wäre: Unter dem Wladimir wäre das so nicht gelaufen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden die Sympathien auf die Interessen beschränkt bleiben.
Es geht halt archaisch immer noch nach Typen. Man identifiziert sich nicht nur mit dem Führer, man will auch als Gegner eine beachtliche Figur. Man will, wenn man nachgibt und Zugeständnisse macht, dieses einem Großen gegenüber tun. Der Joker kann als Gegner nicht die aus Mord mit Aussicht haben.
Wir, die Verwestlichten, möchten nicht einem Kleinkünstler beistehen, sondern einem Übermächtigen.
Wer sind wir denn.





Zutreffend Monika Maron
https://www.nzz.ch/feuilleton/monika-maron-der-preis-fuer-den-frieden-ld.1680388

und Roger Letsch
https://unbesorgt.de/ruinen-schaffen-mit-und-ohne-waffen/

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Donnerstag, 21. April 2022
Täuschungskollektiv
Thüringens SPD-Heini Meier hat zu Protokoll gegeben, man habe sich (in Putin) kollektiv getäuscht.
Er hält das Kollektive für eine Schuldminderung.
Die Täuschung geschah wegen und durch und dank der Kollektivierung der Auffassungen. Abweichende Meinungen waren immer einzelne, mithin feindliche.
Was war zuerst da, die Täuschung oder das Kollektiv? Die SPD vermutlich.

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Mittwoch, 20. April 2022
Verzichtbarer rhetorischer Kniff
Warum macht Russland eigentlich nicht auf Kommunismus, auf Restsowjetunion, das würde die Sympathien im Westen ideologisch legalisieren. Den Zusammenbruch des Kommunismus können wir doch vergessen, das ist Neunziger, und China kann es doch auch. Putin bedauert zwar das Ende der Sowjetunion, aber ein Lenin-Freund oder Bewunderer der Bolschewiki ist er nicht, das hat ihm ja Sympathien bei den anderen eingebracht, wie passt das alles zusammen?
Eigentlich nur so, dass es beim Kommunismus nie um etwas anderes ging als um die Errichtung des Riesenreiches, insofern war es folgerichtig, auch wenn es der Theorie widersprach, dass das wenig entwickelte, aber riesige Russland zum Land des Weltkommunismus wurde.
Die Befreiung der Arbeiterklasse war nur rhetorische Figur, die nicht mehr gebraucht wird.

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Dienstag, 19. April 2022
Nicht ausreichende Informationen
Wie schon ausgeführt sollten wir uns mal eingehender mit der Frage beschäftigen, warum eigentlich die geschäftliche Abhängigkeit nicht stabilisierend gewirkt hat, damit man etwas daraus lernt. Plausibel gewesen war es ja anzunehmen, dass Geschäftsbeziehungen ein Motiv wären, Krieg zu vermeiden, wenn sie vorteilhafter sind, als ein Krieg es wäre. Hat nicht funktioniert, woran lag es?
Wir müssten nämlich weiterfragen. Was ist zu erwarten, wenn im Nahen Osten aus ehemaligen Gegnern Geschäftspartner werden? Hat die arabische Welt eine stärkere Tradition von Kaufleuten und Händlern, wirkt die stärker als die Tradition, Karawanen zu überfallen?
Oder schauen wir fälschlicherweise nur auf die Seite der möglichen Partner, sollten wir uns viel eher mit der SPD beschäftigen?
Kann gut sein, die Informationen reichen nicht.

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Montag, 18. April 2022
Eine Meldung und ihre Geschichte
Ihre vermutliche Geschichte. In den Thüringer Zeitungen die Aufmacherei: Unternehmer fordert 100.000 Euro von der Oppositionspartei, die er ihr vor einigen Jahren gespendet hat, jetzt aber findet er Tendenzen und Radikalisierung, weswegen er die Spende zurückwill.
Juristisch dürfte die Sache eindeutig sein, gespendet ist gespendet, wiederholen ist gestohlen, also bedarf es einer Rechtsfortbildung, dass Menschenwürde und Demokratie einen Ausnahmetatbestand erfordern.

Was wird wirklich passiert sein? Ohne dass wir nähere Informationen hätten, können wir darauf wetten, dass die Spende propagandistisch gegen den Unternehmer eingesetzt wird, er der Existenz beraubt werden soll und er sich irgendwie distanzieren muss, um weiter unternehmen zu können.
Aber das wird nicht funktionieren. Er ist Gecancelter auf Urlaub, vorübergehend, man wird ihm immer die Spenderei entgegenhalten, er kann sich nicht herausreden, zum damaligen Zeitpunkt wäre alles anders gewesen, das hat er gar nicht zu entscheiden. Er hat nur gezeigt, dass er bereit ist, sich zu fügen, ab da wird er nicht mehr ernstgenommen. Mit ihm kann man es machen.
Also wird man machen.

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Sonntag, 17. April 2022
Starke Männer vs. Demokratie
Als Gegenteil der Demokratie wird oft argumentativ der 'starke Mann' bemüht, und dies sowohl als Argument für als auch gegen die Demokratie, je nach Vorliebe; die Demokratie habe uns nur Unfähigkeit und Schwächlinge eingebrockt, dann lieber der starke Mann, oder starker Mann als überholtes Modell, weshalb man die Demokratie der Schwächlinge brauche.
Diese Gegenüberstellung ist falsch, denn wir können unsere Idiotokratie nicht mehr als Demokratie verkaufen, allenfalls und höchstens als Folge der Nachlässigkeit in der demokratischen Zeit.
Demokratie würde den Wettbewerb bedeuten und die Kontrolle der Macht der starken Männer.
Daran hat aber absolut niemand ein Interesse, nicht die starken Männer und nicht die, die deren Macht zu kontrollieren hätten.

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Samstag, 16. April 2022
Klar ausgesagt
Ein Beispiel für gesinnungsgepolte Pseudooptimierung mit gegenteiliger Wirkung lieferte der Linkencofraktionsvorsitzende im Radio.
Wie wir hier kürzlich darlegten, hat man bei so was wie der Frage der Waffenlieferungen nur die Wahl zwischen schlechten Optionen und kann höchstens hoffen, dass die getroffene Entscheidung die etwas weniger schlechte ist. Aber eine Entscheidung trifft man in jedem Falle. Die Informationen und die Bewertungen, die der Entscheidung zugrundeliegen, können womöglich recht ähnlich sein oder gemischt oder uneindeutig, die Folge kann es nicht sein.
Der Herr Politiker sagte nun, ja, man müsse den Aggressor klar benennen, Putin, aber Waffenlieferungen seien falsch, richtig seien Diplomatie und kluge vorausschauende Politik, so ähnliche Ausdrücke.
Ja, schön. Wären gewesen.
Wir haben aber nichts dergleichen.
Hier wird ein Wunsch als Realität genommen und abgewogen mit einer Realität, die nicht wünschenswert ist. Man schlussfolgert vom Wunsch auf die Realität.
Er bezeichnet also vertretbarerweise Putin als den Aggressor, handelt aber so, als wäre er es nicht. Er unterstützt den Aggressor real, während er ihn theoretisch-moralisch verurteilt.
Klare Aussagen nennt man das.
Man kann natürlich meinen, wir machen alles nur noch schlimmer, dann tun wir am besten gar nichts mehr.
Aber dann reden wir bitte auch nicht mehr.

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Freitag, 15. April 2022
Günstige Konstellation
Beim Rücktritt von Frau Spiegel narratierten Twitterer, nun hätte sich Friedrich Merz als alter Mann durchgesetzt und nun würden erst einmal viele weibliche Kinder abgehalten, in die Politik zu gehen.
Nichts, wo etwas dran wäre, aber das ist das vorgefertigte Narrativ, die Denkschablone. Hat mit Friedrich Merz nichts zu tun, außer dass er so präsentiert wird.

War das der Grund, warum er doch noch CDU-Vorsitzender werden konnte? Weil man einen für diese Rolle brauchte? Merkelianer gehen ja nicht so gut, außerdem musste der CDU erst wieder die Rolle der Opposition zukommen, bevor sie wieder zum Gespenst gemacht werden konnte.
Einen gewissen Druck des CDU-Unterbaus hat es gegeben, aber auch vorher schon, jetzt passt es doch recht gut in die Brauchbarkeit, wenn man der Partei das durch Merz verkörperte Feindbild anhängen kann.
Ein Feindbild, dem der Feind nur in der Darstellung entspricht und der nichts draufhat, besser kann es für die politische Klasse nicht laufen.

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Donnerstag, 14. April 2022
Deoptimierung
Wir wundern uns schon länger nicht mehr, wenn politisches Handeln als Folge von Parolen und gesinnungsgepolten Emotionen verkauft wird statt als Folge einer Analyse der Lage. Scheinbar hat man mehr recht mit Begründung aus klaren Prinzipien als aus einer Tatsachenbeurteilung, die diffus bis falsch sein kann.
Was richtig wäre, ist, die Beurteilung von der Analyse zu trennen, aber bei der Entscheidung immer die Umstände mitzubedenken, auf denen sie fußt. Die Entscheidung muss eindeutig sein, die Bewertung der Analyse ist es in den seltensten Fällen. Oft liegen die unterschiedlichen Bewertungen gar nicht weit auseinander, aber die Entscheidungsfolgen sind konträr.
Was bei uns los ist, ist, dass man erst einmal abwartet, ein bisschen entscheidet und die Entscheidung als Folge einer klaren gesinnungsgepolten Zustandsbeschreibung für alternativlos erklärt. Das ist ja nun das Falscheste.

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Mittwoch, 13. April 2022
Eigenförderung
Wenn es immer, wirklich immer, heißt, es sollten mehr Frauen irgendwohin, in höhere Positionen oder in den Tagebau, um irgendwas zu sichern oder damit irgendwas erreicht wird, welches Bild hat man, wenn man das sagt und meint, eigentlich von den Frauen bisher? Was tun die Frauen im Moment, in der Auffassung derjenigen? Wo stecken die Frauen?
Man hat doch zwangsläufig die Vorstellung, dass die Frauen im Moment etwas Sinnloses tun, aus dem sie herausgeführt werden müssen. Nicht, dass es das noch nie gegeben hätte, in der Steinzeit, die bis in die jüngere Vergangenheit reichte, stellte sich die Frage nicht, ob die Frauen, die sich mit der Arterhaltung befassen, noch einen Verlag gründen oder Heizungen einbauen. War eben so. Aber wie ist es jetzt?
Wie es scheint, ist diese Forderung, Frauen sollen irgendwohin, nicht etwas, das den Frauen helfen soll, sondern dem, der es sagt. Der kann die eigene Unfähigkeit vorläufig kaschieren.
Und kommt damit durch.

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Dienstag, 12. April 2022
Zwei Auswahlkriterien
Dass Unfähigkeit kein Hinderungsgrund für den Aufstieg in Partei und Politik ist, das ist schon länger zu beobachten, wir müssen inzwischen aber die Annahme zulassen, dass darin ein Auswahlkriterium besteht. Die unfähige Politikerin bleibt steuerbar, sie ist nicht unabhängig verwertbar, sie muss dienstbar bleiben.
Aber wem und für wen?
Uns jedenfalls nicht. Irgendjemand anderes wählt aus.

Wir können sogar den Frauengeschmack bestimmen. Gäbe es überwiegend oder auffallend häufig Politikerinnen im Claudia-Schiffer-Aussehen, würde man sagen, aha, soll uns gefallen. Da gab es aber nur Manuela Schwesig.
Gäbe es überdurchschnittlich viele mit Kim-Wilde-Dauerwelle, wäre das ein Zeichen für eine Präferenz.
Und nun sehen wir aber mehr, als es der Verteilung in der Bevölkerung entspricht, und wir sollen ja auf Quoten gucken, solche Frauen mit dunklen mittellangen Haaren und Scheitel leicht seitlich. Katrin Göring-Eckardt zuerst, Thüringens Anja Siegesmund als jüngeres Abbild, Katharina Barley, jetzt Anne Spiegel.
Ja und?
Nichts und, fällt eben auf.
Irgendein Kriterium müssen sie wohl erfüllen.

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