Dienstag, 7. Februar 2017
Verschweigspirale
Vor zwei Wochen hatte die Illustrierte Stern das größte Ding seit den Tagebüchern, der Vizekanzler hat seinen Rücktritt als Parteivorsitzender verkündet und im Interview geradezu rechtspopulistisch über die Kanzlerin geurteilt, Kontrollverlust des Staates und andere schlimmen Wörter hat er benutzt. Eigentlich hätte er erklären müssen, wieso er dann die Koalition nicht beendet oder ob er nicht auch selbst ein Stück weit eine Teilverantwortung mitträgt, aber danach wurde er nicht gefragt. Und eigentlich hätte die Kanzlerin ihn hernach hochkant hinauswerfen müssen.
Aber: nichts.
Hier sehen wir, wie die Informationsgesellschaft funktioniert, nämlich als Surrogat für Faktizität. Was nicht in den Medien thematisiert wird, ist nicht in der Welt.
Ja, Sigmar Gabriel hat gesagt und sagen dürfen, was er zu sagen hatte, sogar im Stern, bestens dokumentiert, keine Einschränkung, schon gar keine Zensur. Aber es bleibt folgenlos, weil es nicht thematisiet wird.
Auf so etwas haben sich die Medien nicht gestürzt.
Nicht, weil es nichts hergegeben hätte. Sondern weil es ihnen nicht passt.
Die Kanzlerin hat sich mit Nichts äußerst adäquat verhalten. Hätte sie reagiert, hätte dies ein Thema sein müssen. Keine Reaktion, kein Thema.
Wenn das Wort postfaktisch auf etwas zutrifft, dann auf die Medien.

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