Montag, 13. Februar 2017
Lammerts Irrtum
Zum ersten Mal war der Vorentscheid zum Eurovision Song Contest weniger peinlich als die Bundesversammlung.

Lammerts Rede hatte Bundespräsidentenqualität, er wäre der Richtige gewesen. Soweit man sich realistischerweise was wünschen kann.
Auch er musste, in rhetorischer Güte, betonen, dass das Establishment der Garant der Demokratie wäre, dabei ist seine Abwählbarkeit das, worauf es ankommt.
Wer sage, wir zuerst, bewirke das, was im zwanzigsten Jahrhundert so schlimm gelaufen sei, so seine Sentenz. Also journalistisch übersetzt: Je Trump, desto Hitler.

Und das ist, was schiefläuft in diesem Land. Solange eine Partei antritt, um Wahlen zu gewinnen und zu regieren, muss sie das mit der Aussicht tun, das Beste für das Gemeinwesen, das staatlich verfasste, unternehmen zu können und zu wollen. Geht es nur um die moralischeren Parolen und das bessere Bauchgefühl, ist das keineswegs sanftes Regieren, sondern illegitime Gewaltherrschaft. Entweder durch die Gewählten selbst oder durch die, die niemand gewählt hat und die Teilhabe am Haben und Sagen fordern.

Aber Lammerts Satz ist noch schlimmer, er impliziert, Hitler und den Nazis wäre es um das Wohl Deutschlands und des Volkes gegangen. Irgendwann glauben es alle, die in die nazifizierte Ecke gestellt werden, noch selbst. Schon jetzt sagen manche sarkastisch, da bin ich eben Rechtsnazi, nur weil sie im Kampf gegen Rechts gemeint sind.
Dabei ist es andersherum; wer die Meinungsfreiheit beschränkt, wer ein Angstklima schafft, wer den politischen Gegner staatlich bekämpft, wer das Richtige gepachtet hat und die Menschen mitnehmen will, ist nazinah, nicht die Opposition und nicht der mündige Bürger und sein Kollege, der Mann auf der Straße.
Lammert ist so glaubwürdig, dass er sich wirklich geirrt hat und es nicht besser weiß.
Oder meint er, die von Hitler betriebene europäische Einigung sei an den nationalstaatlichen Interessen gescheitert?

... link (1 Kommentar)   ... comment