Donnerstag, 18. August 2022
Moralische Gewinner
Was wir aus der moralisch-rhetorischen, also moralisierenden Politik lernen können, ist, dass sie doppelt scheitert, nämlich tatsächlich und moralisch. Vor einem halben Jahr sagte Annalena Baerbock, einem Krieg gegen die Ukraine müsse ein Preisschild umgehängt werden. Das war eine Ermunterung zum Krieg (kein Kriegsgrund und auch keine Kriegstreiberei, nur unfähig). Dann die Rhetorik, dass der Westen zusammenstehe, die Abschaltung der Gasversorgung, zunächst als Boykott und Embargo ausgerufen, jetzt als Putins Druckmittel kommuniziert. Sprachregelung Angriffskrieg, das war wichtiger als die Frage, was zu tun sei.
Bei all dem und allem Sonstigen hatte man nur moralisierend politisiert und gemeint, dies, auf dieser Ebene, müsse Putin in die Ecke stellen wie einen hiesigen Populisten, der keine Talkshowplätze mehr bekommt.
Aber so läuft es nicht.
Wir gehen nicht einmal als moralische Sieger aus der Sache. Wenn wir überhaupt noch gehen.
Russland wird moralisch überhaupt nicht geschwächt, in keinem Sinne, nicht nur nicht geschwächt und auch nicht auf moralischer Ebene. Nicht nur, weil die russische Propaganda noch etwas professioneller ist als unsere, sondern weil wir, soll heißen der Westen oder unsere Regierungen, die Schwächeren sind und das größere Desaster tatsächlich und mental erleben.
Ob Russland gegen die Ukraine gewinnt, ist nicht gesagt. Gegen uns hat es schon gewonnen.

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Mittwoch, 17. August 2022
Ablenkungsaufregung
Ziemlich einhellig ist die Aufregung wegen Abbas' Holocausterei, die Presse unterscheidet sich nur in Nuancen darin, ob er nun der Sache der Palästinenser schade oder ob er unsere Gefühle bezüglich Alleinstellungsmerkmals nicht respektiert habe.
Dass er das Attentat relativiert, gelinde gesagt, also nicht fähig war, es zu verurteilen, verbal, das wird damit komplett übertönt.
Das größere Schwein ist nur Jürgen Trittin, der im Interview unter all den Floskeln von der Unerträglichkeit empfiehlt, fünfzig Jahre nach dem Attentat darauf nicht so zu reagieren, ''anstatt zu sagen, einfach: dieses Attentat, diese Form des individuellen Terrorismus gegen unschuldige Menschen, das ist nicht mehr die Politik, die auch die Vertretung der Palästinenserinnen und Palästinenser vertritt'', individueller Terrorismus, das war das also. Und diese Form wird nicht mehr vertreten.
Aber diese Unerträglichkeit wird nun nirgendwo thematisiert, nur Abbas dürfte zufrieden sein.

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Dienstag, 16. August 2022
Über Bord
Diese Rundfunkanstalten sind,wie de Sozialismus überhaupt, ein Feudalsystem. Insofern ist der Schlesinger-Fall ein Symptom im Sinn von typisch, folgerichtig, nicht Symptom einer Erkrankung.
In diesem System hat sie ihre persönlichen Tendenzen voll entfalten können, sie wurden gefördert. Sie hat sich angepasst. Vielleicht hätte der ursprüngliche Ehrgeiz auch unter anderen Gegebenheiten zu Leistungen motivieren und führen können. Aber es gibt keine anderen.
Darum stellt sich die Frage, ob sie doch gezielt abgesägt werden sollte, um etwas noch Schlimmeres zu installieren.
Manches an dem Verfahren deutet darauf hin, dass man lediglich zum Handeln gezwungen war und nun alles ganz schlimm finden muss. Dies würde aber einen Rest des Verständnisses davon, was als Anstand angesehen werden könnte, voraussetzen.
Man kann aber auch nur besonders große Ratten über Bord werfen, dann sinkt das Schiff langsamer.

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Montag, 15. August 2022
Verdächtigung
Leichte Korrektur, die Presse hat das Rushdie-Attentat doch nicht als lokales Ereignis behandelt, so ganz lächerlich machen möchte man sich auch wieder nicht.

Eine weiterführende Frage, kriminalistischer Art, wäre die, wieso einer mit einem Messer in eine Rushdie-Lesung gelangen konnte. Der musste hereingelassen worden sein. Also: Wer sind Wachpersonal und Kartenverkäufer? Wer hätte die zu kontrollieren gehabt? Wollte jemand keinen Generalverdacht äußern, um nicht als rassistisch dazustehen?
Die politische Verantwortlichkeit liegt nicht nur im Iran.

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Sonntag, 14. August 2022
Umformulierte Meldung
Im Bemühen, die sogenannten Hintergründe nicht völlig zu verschleiern, erwähnten die DLF-Nachrichten einmal die Fatwa von Khomeini aus dem Jahr 1989 und eine halbe Stunde später den Mordaufruf, wobei es sich um dieselbe Angelegenheit handelt.
Nun ist eine Änderung von Formulierungen in den Nachrichten nicht dem Zufall überlassen, möglich, dass man präziser darstellen wollte, worum es sich handelt, weil nicht alle Hörer wissen, was das ist.
Als wahrscheinlicher müssen wir aber annehmen, dass das Wort Fatwa weg sollte, weil das was mit dem Ayatollah, der als Revolutionsführer tituliert wurde, zu tun gehabt hätte, weil es zu tun hat, mit ihm und Islam.
Möglicherweise hat man zunächst nicht Mordaufruf sagen wollen und kam dann darauf, dass man lieber nicht Fatwa sagt. Hauptsache, nicht beides im Zusammenhang.
Die Nachrichten lösen schon mal keine Unruhen aus.

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Samstag, 13. August 2022
Hinweise auf die Hintergründe
Ja, natürlich, Betroffenheit weltweit, nicht gleich Zeitenwende, bei der Sigmar Gabriel ein Parteiausschlussverfahren droht, aber doch ein klares Bekenntnis, dass man das nicht gewollt habe.

Die interessantere Frage ist aber: Gibt es noch mehr? Oder nur Entsetzen beziehungsweise Abscheu und Empörung, wobei ja die Hintergründe noch unklar sind?
Ein Sympathisant soll der Täter gewesen sein, wie ist er denn dazu gekommen? Gesellschaftliche Umstände?
Fragen über Fragen, die nicht einmal gestellt werden in den Großmedien, soweit ersichtlich, schon gar nicht, welche Regime oder Parteien eher verhalten reagieren.
Das könnten wichtige Hinweise auf die Hintergründe liefern.

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Freitag, 12. August 2022
Schadenregulierung
Gab es früher auch schon, Journalisten gehen sogar aus gehobenen Positionen, weil sie politische Linien nicht mitmachen wollen. Dann gingen sie eben woandershin. Es fand sich was. Neu ist, dass es keine anderen Plätze mehr gibt. Ausnahmen gab es noch, oder nur eine, DIE WeLT fing Martenstein vom Tagesspiegel auf und Henryk M. Broder und Matussek vom Spiegel. Aber wer jetzt geht, geht aus dem System.
Das alternative System ist zwar da und bietet die Möglichkeiten, die es früher nicht gab, die Ressourcen sind jedoch beschränkt. Man geht nicht mit einer Perspektive in der Art 'dann werde ich eben Videoblogger!'
Es gibt auch immer mehr Zuschauer und Leser, die nicht mehr wollen, die können ihr Geld auch nur einmal ausgeben und können nicht eine alternative Branche tragen.

Warum also bleiben die Redakteure nicht in ihrem gutbezahlten Posten und unterwandern das System, wie es in totalitären Systemen gängig ist?

Es muss dann der Schaden, den man nimmt, wenn man bleibt, nicht nur größer sein als der, den man riskiert, wenn man weggeht, sondern auch größer als die Vergütung, die man sicher hätte.
Andere nehmen halt weniger Schaden.
Es rettet sich, wer kann.

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Donnerstag, 11. August 2022
Nicht ganz freie Halbdemokraten
Die FDP hat viele übelgrüne Sachen mitgemacht, wir nehmen zugunsten der FDP an, dass sie nicht vollständig überschaut, was sie da anrichtet.

Die denkt vermutlich, Transgendergesetz kostet nichts, sollen die Grünen ihren Willen haben, betrifft nur eine symbolträchtige Minderheit, und wir bleiben anschlussfähig.

Aber so läuft es nicht. Die verursachten Kosten sind immens, weil die Grundlage dessen, was die FDP für Staat und Land hält, abgebaut werden.

Bis sich das zur FDP herumgesprochen hat, ist es zu spät, und sie wird auch den nächsten Hinauswurf aus Regierung und Bundestag nicht verstehen.

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Mittwoch, 10. August 2022
Wichtigtuer unter den Machtsüchtigen
Gregor Gysi nennt laut Überschrift in der WeLT die Gendersprecher Wichtigtuer.

Das ist halt, wie er es erlebt. Bei Hofe, in der Politik, da kommen die, die nun gar nichts können, mit der Genderei an, fordern was und fühlen sich im Recht. Dann kommt das jemandem wie Gysi als Wichtigtuerei vor. Weil er selbst oben bei Hofe ist.

Für die, die nicht bei Hofe oder sonstwo oben sind, sondern zu den von denen Verachteten und Gehassten gehören, ist es blanke Herrschaftsanmaßung, totale Macht. Da bleibt es nicht bei Wichtigtuerei. Aber das erlebt Gysi nicht.

Schön für Gysi, nicht zu den Unabgehobenen zu gehören.

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Dienstag, 9. August 2022
Durchgeputscht
Im Moment ist die zwar nicht häufigste, aber drängendste Frage: Wie konnte es dazu kommen?
Im künftigen Rückblick, vorausgesetzt, er ist noch möglich, wird alles sehr folgerichtig erscheinen als Konsequenz der Informationsgesellschaft.
Ein Putsch setzt immer da an, wo die Macht sitzt. Ist der König oder der Präsident der Machthaber, stürzt man den oder wechselt ihn aus, ist es eine Partei oder ein Führungszirkel oder ein Wirtschaftsmachtapparat, setzt man da an. Es hat keinen Sinn, einen König zu stürzen, der nur repräsentative Funktionen hat, darum und nur aus diesem Grunde geschieht das nicht.
Es sollte in einer Demokratie daher nicht möglich sein, die Strukturen zu erhalten und dennoch zu putschen oder die Macht zu ergreifen, die Strukturen sind so gedacht, dass eine Machtkonzentration erst nicht geschieht oder mit den zur Verfügung stehenden Mitteln korrigiert wird.
Aber wir haben die äußerst unfreundliche Übernahme der freien Gesellschaft erlebt.
Die Informationsgesellschaft schien zunächst bedrohlich oder bedroht durch die Masse an Informationen und die Abflachung, die Vernichtung des Niveaus. Dabei bleib es nicht, die Machtgierigen haben zunächst die staatlichen und dann die formal nichtstaatlichen Medien unter ihre informationelle Kontrolle gebracht. Wer noch gewählt werden wollte, musste sich ihnen unterwerfen. Die restlichen Institutionen rutschten nach.
Das ist, was geschehen ist. Die Macht ist Informationsmacht.
Resterstaunlich ist nur, wieviele Menschen es sind, denen dieses System etwas zu bieten hat.

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Montag, 8. August 2022
Solidarenergie
Jetzt kam aus der Ukraine das Gesuch, wir mögen die Atomkraftwerke nicht ausmachen, weil alles gebraucht werde.

Da rettet also die Ukraine den Grünen den Hintern. Wegen Krieges und aus Solidarität Atomkraft ja dann vielleicht.

Das bedeutet zwei Dinge.

Wir waren schon immer im Krieg mit Eurasien, der Krieg dient entweder als Begründung zur Umsetzung dessen, was man ohnehin vorhatte, oder als Begründung, warum etwas nicht geht.

Und die Ukraine hängt mit den Grünen zusammen, beide gehören vielleicht zur selben Organisation, wer weiß. Seltsamer Staat. Dennoch, einen Kriegsgrund haben wir auch damit nicht geliefert.

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Sonntag, 7. August 2022
Spam-Mails als gesellschaftlicher Seismograph
Es wäre mal Stoff für eine Studie der Bertelsmannstiftung oder für einen Focusartikel, hier haben wir nur Einzelbeobachtungen und demzufolge nur eine Hypothese.

Die Spams, die es immer noch gibt, sind fast durchweg schon am Absender erkennbar oder an der Betreffzeile, 'Habe versucht anzurufen', 'Anwalt', 'Rechnung' und der ganze Kram.
Oft passen schon Absender und Betreff gar nicht zueinander.
Was aber ein neues Phänomen oder eine neue Masche zu sein scheint, ist, dass ein Panikwort wie Mahnung oder 'Prüfen Sie die Rechnung!' dann gar nicht zu der Mail passt, die eine schrille Werbung für was ganz anderes ist, was auch woanders als Anzeige auftauchen könnte, vielleicht ist die herunterzuladende Schadsoftware wieder was anderes.
Interessant ist indes, dass es dann offensichtlich in einem gewissen Prozentsatz funktionieren muss, dass man nicht etwa neugierig oder interessiert, sondern zunächst verängstigt werden soll und dass dann unter dem Eindruck dieses Schreckens man bereit ist, die Werbung wirken zu lassen. Vielleicht weil die Emotion die einer Erleichterung ist und man damit ein gutes Gefühl hat, bevor man merkt, dass das alles gar nicht stimmen kann.

Das entspricht etwa der Art, wie derzeit die Politik betrieben wird.

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Samstag, 6. August 2022
Long Psycho
Wenn eins, das immer das Umfeld tyrannisiert und immer fordert und immer anderen die Schuld für alles gibt, krank wird und dabei das Verhalten beibehält, wird sehr wahrscheinlich von den anderen dann die Krankheit gar nicht ernstgenommen. Was wieder eine Bestätigung ist für alles. Die Psychosomatik ist nicht Ursache der Erkrankung, das Leiden ist echt. Doch der eigene Umgang damit manifestiert es.

Das ist, was der Spiegelkolumnistin Margarete Stokowski gerade passiert oder was sie gerade ausübt. Hat Long Covid, trotz aller Impfungen, spricht nun für die Long-Covid-Betroffenen, etwa heute im DLF-Frühstücksradio. Geschrieben hatte sie bereits, dass die Ungeimpften schuld sind, durch deren Pandemietreibung sie angesteckt wurde. Nun moniert sie, die Gesellschaft nehme die Krankheit zu wenig ernst und gebe den Betroffenen sinnlose Ratschläge, Arzttermine und Therapien sind schwer zu kriegen, Lauterbach twittert nur, aber nötig wäre Geld und alle sollen Masken tragen. Long-Covid-Leugner seien noch mal andere als die sonstigen Leugner, und die Erkrankten haben ein schlechtes Gefühl, wenn sie trotz Impfungen infiziert werden.
Letzteres ist klassisches Religionssyndrom, hier zum ersten Mal so bezeichnet; ''ich war doch immer beten, wieso straft Gott gerade mich''.

Natürlich wünschen wir Margarete Stokowski wie allen anderen Genesung oder Linderung. Die wird aber erst möglich sein, wenn sie sich der harten Frage nach dem Krankheitsgewinn stellt.

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Freitag, 5. August 2022
Polizeischutz
Etwas aus der örtlichen Stadt; es gibt noch Montagsdemonstrationen, die Teilnehmerzahl bewegt sich im hohen einstelligen Bereich. Die Zahl der Polizeiwagen reicht nicht ganz heran, sie ist im mittleren einstelligen.
Die Demonstration ist eine Abspaltung der Spaziergänge, offiziell angemeldet. Es gibt keine Gegendemonstrationen, dazu sind sie nicht nur zu klein und zu unwichtig, der Anmelder ist ein örtlicher Linker. Wozu also die viele Polizei?
Um ein Zeichen zu setzen. Die Einschüchterung muss nun mal beginnen, wenn sie noch geht, und den Passanten muss gezeigt werden, hier ist was Gefährliches. Nicht hingehen!
U d das funktioniert ja auch. Von diesen Demonstrationen und diesen Wochentagen wird die Wende nicht ausgehen.

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