Tagesschauder

Der Eurovision Song Contest ist schon vergessen, dabei darf es keinen Schlussstrich geben, weil wir sonst die Vergangenheit wiederholen. Was wir tun werden. Unsere Beiträge sind genau wie unsere Politik. Wir singen davon, dass wir keinen Hass haben und bunt und vielfältig sind und kein bisschen national, dafür wollen wir gemocht werden, und wenn das nicht eintritt, werden wir garstig.
Unsere Politik ist nicht nur queer, sondern narzisstisch.
Jedenfalls der Teil, der auf der Bühne steht. Die Geschäftssekretäre dahinter sind ganz anders, die brauchen ihre Ruhe, um Stress zu machen und damit reich zu werden.
Beides passt bestens zusammen. Weiter so.

Für grüne Verhältnisse läuft es gerade nicht gut für die Grünen, wenn zum Beispiel sogar Markus Lanz der Dicken sagt, sie überforderten das Land. Aber gemessen an normalen Verhältnissen läuft es für die Grünen gut, was schon an solchen Zeitungsdeutschausdrücken „es läuft gut“ liegt.
Die eigentliche Lanz-Frage hätte lauten müssen: mit welchem Recht? Wer gibt Ihnen die Dominanz über die Menschen? Die Menschen jedenfalls nicht.
Oder nur passiv.
Die Infokratie braucht keine Legitimierung. Sie braucht nur Leute, die sich informieren lassen, und das bedeutet, politisch polen lassen, einstimmen lassen, zum Nachquatschen erziehen lassen.
Die beispielsweise genannte Überforderung ist damit das Problem der Überforderten, nicht das der Überforderer.
So läuft es bestens.

Was wir, wenn dieser Graichen tatsächlich geht, erleben, ist, wie eine demokratische Öffentlichkeit zu funktionieren hätte, nämlich so, dass die Ungeniertheit gar nicht erst so groß werden kann, dass dieser Feudalfilz entsteht.
Diesen Graichen kannte niemand, und die Medien haben andere gefeiert. Diese Trauzeugenaffäre hat lediglich die Öffentlichkeit erzeugt, die es hätte geben müssen.
Man wird Lösungen finden und nichts daraus lernen, außer, dass der Filz noch verhohlener wuchern muss und dass weitere Pseudokulissen davorgebaut werden.

Das ist ja nun ganz schlimm, von Pull-Faktoren zu sprechen, das unterstellt den Menschen Motive, die sich von den offiziell dargestellten durch eine garstige Wortwahl unterscheiden.
Aber es stimmt so auch nicht ganz.
Zwar würde eine Verschlechterung der Situation ganz gewiss abhalten, und Geld für nichts ist niemandem vorzuwerfen. Das große Geld macht aber die Lobbyindustrie, die Masse an Initiativen und Nicht-Gewählt-Organisationen, Beauftragte, Gruppen und Zivilgesellschaft mit beschränkter Haftung.
Und die pullen.

Die Grünen haben auch in Bremen gewonnen, fünf Prozent weniger zwar im Wahlergebnis, die gingen an die SPD, es kann weitergehen wie bisher, denn es ist ziemlich egal, wie stark die Grünen als Fraktion sind, sie machen den anderen den Klimastress und sie haben die einschlägig guten Leute in den Positionen.
Abgesehen davon sind 12 Prozent nicht einmal wenig. Man kann nicht argumentieren, 88 Prozent der Bremer oder 85 der Deutschen hätten die Grünen nicht gewählt. Doch, haben sie. Ständig. Mit der Fernbedienung oder dem Tablet. Vielleicht ist die Wahlentscheidung nicht ganz so vorsätzlich wie auf dem Wahlzettel.
Die Abwahl müsste mit der Selbstvergewisserung beginnen.

Die Beiträge unserer Anstalten zum Song-Contest sind inzwischen so belanglos schlecht, dass nicht einmal mehr darüber gesprochen wird. Auch ein Erfolg.
Und beabsichtigt, in dem Sinne, wie im Grünen Reich Kultur beabsichtigt ist, nicht allein als Zerstörung und Degenerierung, sondern auch als Deprimierung, Entpersönlichung.
Den Verantwortlichen kommt nicht der Gedanke, sie könnten etwas falsch gemacht haben, das haben sie auch nicht. Bunte Identitäten treten auf, was denn noch. Gelebt Vielfalt, buntes Fernsehen, live gesungen.
Anregend ist das nicht.
Niemand möchte das hören, und niemand wird davon zum Musikmachen angeregt, es gibt nicht den Effekt „Das mache ich besser.“
Es gibt nicht einmal ein Land, an das man diese Kulturgüter zurückgeben könnte.

Bald, oder vielleicht war es auch schon, werden die Grünen sagen, die Anfeindungen gegen sie entsprächen den antisemitischen Klischees: denen geht es ums Geld, die bilden geheime Bünde, vergiften die Kultur, sind hinterhältig und gemein, streben nach der Weltherrschaft, zersetzen Staat und Volk.

Das sind tatsächlich die Dinge, die den Juden angelastet wurden, zu Unrecht. Das auserwählte Volk war schon weiter entwickelt, die Juden konnten lesen, schreiben und rechnen, hatten Gesetze, lebten bürgerlich familiär, waren privatwirtschaftlich tätig – das erschien dem Umfeld durchaus als suspekt und konnte zur Feindbildbildung benutzt werden.

Es gab vergiftetes Wasser, das waren bloß nicht die Juden. Die Protokolle von Zion beschreiben, wie man vorgehen würde, um die Gesellschaft zu zerstören und in den Krieg zu treiben, die Urheber waren bloß nicht die Juden.

Das Klischee, ein Land zu besetzen, ist genauso falsch, aber ein linkes, dies ausgerechnet werden die Grünen nicht als quasiantisemitisch verwenden.

Also, die Juden sind nicht die alten Grünen.

Er wolle kein Menschenopfer für die Opposition bringen, so begründet Robert Habeck, warum wir Graichen nicht loswerden können.
Anders, als Teile der Presse inzwischen fast schon distanziert meinen, zeigt dies nicht eine „Dünnhäutigkeit der Grünen bei Kritik“, sondern deren Unbewusstes, die Wunsch- und Gedankenwelt, die nicht angesprochen wird.

Die Opposition ist alles andere. Was nicht grün ist, ist Opposition und wird so behandelt.
Und wofür würde Habeck Menschenopfer denn bringen? Niemandem von uns würde das Wort Menschenopfer einfallen. Das kommt nur hervor, wenn man schon daran denkt oder darum herum denkt. Nur ist es eben nicht der und nicht darum, es sind andere Menschenopfer, die die grüne Politik einrechnet.

Wenn eine Gruppe von einer anderen „bedrängt“ wird, kommt es auf die Zusammensetzung der Gruppen an, ob „bedrängt“ eine Verharmlosung ist oder ein Hochschreiben, weil man eben „angegriffen“ nicht belegen kann.
Schulklasse mit Migranten verjagt, aus rassistischen Gründen, und nun wird instrumentalisiert. Bundespräsident im Stern, Steuerbordaußerordentlichkeitsprofessor im Radio, das Ergebnis wird bekanntermaßen sein, dass Linke mehr Geld kriegen.

So. Zehntklässler. Aus Berlin. Migrationshintergrund, Moslems.
Was wir nicht wissen: Gehört Moslems jetzt zu dem, was wir wissen, oder zu dem, was wir nicht wissen?

Gewiss, die Auswahl zu den Bürgerräten geht nach dem betreuten Zufallsprinzip, was einschließt, Unerwartete zu nehmen, und die Ratschläge der Bürger werden auf der Ebene von Ethikbeauftragten stehen.

Aber ein Sowjetsystem wird dadurch nicht entstehen. Es ist eher zu vermuten, dass die Bürgerräte so sinnlos sind wie alles. Eine vorgetäuschte Dynamik bei der Einbindung in die Einbeziehung. Füllstoff für die Zeitungen. Skandal wegen ungemeldeter Kontakte.
Was funktionieren wird und wohl eigentlich bezweckt ist, ist die Beruhigung im Lande. Es gibt doch, es kommt doch, es wird.

Man hat eben noch genug Geld, um den Quatsch, der eigentlich nur rhetorischer Art wäre, tatsächlich aufzuführen.

Unser Freund Sir Karl Popper meinte mit offener Gesellschaft nicht, dass wir alles hereinlassen, was unser Geld nimmt, sondern die freie Platzwahl innerhalb des gesellschaftlichen Systems von Positionen, nicht nach Stamm, was er die geschlossene Gesellschaft nannte. Die Terminologie war wohl nicht ganz glücklich geraten, weil die Begrifflichkeit sich leicht verschieben konnte.
Dass der Sozialismus ein Feudalsystem ist, war spätestens im real existierenden zu bemerken. Dies ist schon in Konzept und Theorie vorgezeichnet, es wird bloß nicht gesagt. Der Schwindel begann schon da.
Und nun sind wir da, wo angesichts der dummen Streiche der Graichen gefragt werden muss: Haben wir etwas anderes erwartet?
Dachten wir, die Ökodiktatur belohnt ökologisches Leben und setzt den Schutz von Erde und Mond durch?
Erwartet wurde allenfalls, dass das Recht der Ideologie untergeordnet würde, aber Stammesdenken sollte durch Parteistrukturen doch gerade aufgehoben sein.

Wir sehen nun, die Aufhebung war eine dialektische. Das Grüne Reich ist die geschlossene Gesellschaft im ursprünglich gemeinten Sinne. Es formiert sich ein Clan, und der findet schon Stoff, den es mit aller Macht durchzusetzen gilt, um die Macht zu halten.

Und da wir das alles nicht glauben können, glauben wir es auch weiterhin nicht.

Die neue Ausgabe der Jenaer Seniorenzeitung, das Rentnerische Akrützel Nr. 43, ist da:
https://seniorenakruetzel.blogger.de/

In der lokalen Zeitung steht, Impfkritiker treffen sich in Weimar, bekannte Corona-Skeptiker unter den Referenten, „Diskussionen oder Widerspruch zum Gesagten gab es bei einem Treffen in Weimar nicht“, erfährt man vor der Bezahlschranke. Das Foto ein Archivbild vom Veranstaltungsort, dem Schießhaus.

Da weiß man, so welche sind das wieder, Altbekanntes von Bekannten, lassen keinen Widerspruch zu, selber so, wie sie sich immer beschweren.

Das Problem der Aufarbeitungsversucher und unseres ist die Infokratie. Egal, was sie sich erzählen, ein Ereignis, das nicht medial vermittelt wird, findet nicht statt.
Wenn was bei den Lesern ankommt, dann, ach das sind die, von denen wir keine Meinung annehmen.

Das ahnen sie womöglich und geben wohl eine Pressemitteilung heraus, die gar auf den Telegrammempfangsstationen lesbar sein wird.

So gibt es wieder nur ein Abarbeiten. Kein Aufarbeiten.

Die Grünpriester bemerken, dass die Verarmung nicht bei allen gut ankommen wird, und da sie für das spirituelle Wohlergehen zuständig sind, geben sie die Schuld dafür den Reichen, die auch noch vererben werden.
Der Kampf gegen die Erbschaft hat als das bis jetzt eben noch jüngste Beispiel die Kirchensendung im Frühstücksradio. Ungerechte Bildungschancen durch ungleiche Eigentumsverteilung, und Erben verstärkt die Ungerechtigkeit.
So was eine Viertelstunde, danach war die Presseschau fast schon gemäßigt.

Warum die Erbschaft anderen Leuten zustehen soll als den Erben, ist nicht ganz klar, aber der Großteil der Hörer glaubt sicher, dass andere viel mehr erben werden als sie.

Jetzt ist es nur so: Man kann es ja machen, das Eigentum durch Erbschaftssteuer gerecht verteilen, also dem Staat geben. Das ist aber nur einmal möglich. Danach ist alles weg, die dann folgende Generation bekommt gar nichts mehr.
Der Kampf um das Erbe mittels hoher Erbschaftssteuer ist nicht nur Erbschleicherei, er ist Kampf gegen die Substanz, von der man zehrt.

Das Wort Kontaktschuld gehört eigentlich auch zur Sprache des Grünen Reiches, obwohl es nicht von der Herrschaft eingeführt wurde, sondern als untauglicher Versuch, mittels dieser Bezeichnung sich gegen die damit beschriebene Behandlung zu wehren.
Untauglich deshalb, weil „aha, jaja, Kontaktschuld“ immer noch das Problem des Bezichtigten ist.
Es wird nur versehen mit der beigemischten Emotion: das sollte doch so nicht laufen.
Tut es aber.
Man versucht, die Herrschaftsmethode der Parolensetzung zu kopieren, oder man kennt es nicht anders, aber ohne die Machtmittel. Der Argumentationsvektor geht ins Leere.
Schwieriger, aber für eine Außenwirkung unumgänglich, ist, zumindest die Dramaturgie der Machtanmaßung aufzuzeigen und die Personen zu benennen, die so etwas brauchen, um sich nicht als die armseligen Würstchen zu erkennen, als die sie sich zu Recht fühlen.
Zum Beispiel so wie jetzt gerade. Besser, oder?