Dienstag, 19. Juli 2022
Wunschstimmung
Manche hoffen auf die komplette Untergangskatastrophe, weil es danach wieder besser kommen müsse, genauer gesagt weil vorher nichts besser wird.
Dass vorher nichts wird, ist klar. Aber die Katastrophe als Reinigung würde logisch und real voraussetzen, dass es etwas gibt, das nach der Reinigung bestünde. Dies müsste eine Art der gesellschaftlichen Organisation sein, die danach bleibt oder zumindest sich wieder neu zu entwickeln vermöge.
Davon ist aber leider nichts zu sehen, wir haben nicht einmal eine Vorstellung davon, was die freie demokratische Gesellschaft sein solle. Wenn jemand mit Visionen und Utopien ankommen sollte, wären es wieder solche, zu deren Avantgarde sich die verdächtigen Üblichen erklären würden.
Eine demokratische Wende ist gar nicht gewollt, weil sie nicht formulierbar ist. Es gibt vielleicht Wünsche, aber keinen Willen.
Wir haben keine Wendestimmung, aber eine Katastrophenstimmung.

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Katastrophenstimmung ja ...
... , aber eben keine Katastrophe. Bei der Katastrophenstimnung scheint es ein starkes Bedürfnis zu geben. Strahlenden Sonnenschein mit ein paar Wölkchen als Katastrophe zu empfinden, verlangt schon einiges. Die Behauptung, dass es nach einem Niedergang wieder aufwärts gehen muss, ist durch nichts belegt. Im Mai 1945 ging es wieder aufwärts. "Auferstanden aus Ruinen" kann funktionieren, muss aber nicht. Es gibt Venezuela, wo es wohl nur abwärts geht. Auch in der Ukraine wäre es eventuell auch ohne Krieg abwärts gegangen.
Was wäre aus dem real existierenden Sozialismus geworden, wenn es den Kapitalismus nicht mehr gegeben hätte?! Wer hätte den hungernden Russen den Weizen geliefert?

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Erschwerend
kommt noch hinzu, dass die 'große Wende' von 1945 nicht unbedingt durch eine eigene innere Einsicht eingeleitet wurde, sondern mit brachialer Waffengewalt durch ausländische Kräfte.
Das sollte uns auch zu denken geben, dass man in Deutschland einen einmal falsch eingeschlagenen Weg trotz besseres wissens und gegen alle Widerstände konsequent bis zu Ende geht.

Vielleicht kommt noch mal einer wie Boris Johnson bei uns an die Macht. Der vielleicht ein bisschen was zurechtrückt, mehr wird nicht passieren.
Aber wo soll der herkommen?
Die Journalistenkaste müsste man austauschen, um etwas zu erreichen.
Momentan sieht es noch so aus, das für jedes von linken verursachtes Problem eine noch linkere Lösung umgesetzt wird.
Man lebt (noch) von der Substanz.

PS:
Am Horizont sehe ich auch Venezuela bei uns, nur ohne eigene Rohstoffe.

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Ich vermute,
dass die Deutschen in der Mehrzahl auch (oder gerade) einen totalitären Staat begrüßen würden (wo angeblich wieder für Ordnung gesorgt wird - ganz so wie zu Hitlers Zeiten). Die Zustimmung war damals nicht gerade gering, schließlich wurde "die Arbeitslosigkeit beseitigt" und zugleich der verheerende Krieg vorbereitet. Den meisten Deutschen geht es nicht um Demokratie, sondern eher um materiellen Wohlstand. Das reicht. Das weiß auch die Politik.

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Das ist gut angemerkt.
Ja, wir haben die Stimmung: "so geht es nicht weiter".

Aber gleichzeitig denken wir dass wir ja eigentlich alles richtig gemacht haben: Demokratie, Sozialstaat, Kapitalismus "mit menschlichem Antlitz".

Das sind die Grundlagen der einzig möglichen Gesellschaft, so wurde es uns seit drei Generationen eingetrichtert.

Ist es möglich zu sagen: "Die Demokratie funktioniert nicht" ?
Für die meisten von uns ist dies unmöglich. da schließe ich mich ein, obwohl ich sehe, dass die Demokratie nicht funktioniert.
Aber jede andere Staatsform scheint mir unmöglich, obwohl die Geschichte genau das Gegenteil lehrt.

Wir werden wieder in eine Autokratie fallen, Spengler hat es Cäsarismus genannt. In einigen Jahrhunderten vielleicht auch wieder eine Monarchie.

Dies scheint unabwendbar, aber auch unmöglich ohne einen vollständigen Zusammenbruch. Darum ahnen wir den alle voraus; wünschen uns das was kommen wird, und haben panische Angst davor.

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