Freitag, 25. Mai 2018
Oppositioneller Gedanke
Was uns die Dekadenz einhandelt, ist ja auch die Grundannahme, unsere westlichen Werte könnten zur Disposition gestellt werden und müssten nicht verteidigt werden, weil wir sie ohnehin haben. Wir reproduzieren sie, indem wir sie ablehnen. Man ersetzt die Werte der Menschenwürde und der Demokratie durch die eigene Menschlichkeitsvermutung.
Natürlich ist das divergent; man lässt den Baum fällen, auf dessen Ästen man sitzt, weil man denkt, in der Baumkrone betrifft es einen nicht, was unten am Stamm passiert. Man wähnt sich über den Werten.
So was kommt nur vor, wenn es einem zu gut geht und die Toleranz als leichter Ausweg erscheint.
Was jetzt aber hier der Punkt sein soll: damit bestätigt man, dass die westlichen Werte das sind, was dem Menschen entspricht. Wenn der Mensch ein vernünftiges Wesen ist, muss er Rechtssubjekt sein, muss er die Achtung dem demokratisch gegebenen Gesetz erbringen, muss er frei von Selbstbestimmung sein. Ein Kopftuch ist eben gerade nicht Ausdruck von Identität – jedenfalls nicht des Kopftuchmädchens, sondern allenfalls der Identität der sie beherrschenden Männer und des Toleranten, der darin einen feministischen Ausdruck sieht vor lauter Buntheit im Kopf.
Der Einzelne und nicht die Gruppe ist das Maß.
Heute ein oppositioneller Gedanke.

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