Sonntag, 28. Mai 2023
Abgelaufen
Gegenüber Visionen, Ideen, es müssen nicht mal offenkundige Utopien sein, befindet sich Realismus und damit Konservativismus immer im Nachteil, weil die Rezeption halt auf der Ebene von Begriffen stattfindet und damit, bildlich gesprochen, Ideen den Heimvorteil haben. Etwas, das funktioniert, kann nicht perfekt sein, wogegen eine Idee, die nicht perfekt umgesetzt wird, davon unberührt bleiben kann. Man kann die Idee gegen die Realität anführen, eben auf Debattenebene, auf Ideenebene, schwer wird es, etwas Reales als erhaltenswert zu vermitteln, weil dazu eine Idee, ein Plan, entwickelt werden müsste. Darin ist der Konservativismus nicht besonders gut, und wenn der Konservativismus sich als Ideologie versucht, hat er dieselben Probleme wie die anderen Ideologien, nur ohne die emotionale Anziehung.
Das waren die bisherigen Probleme.
Die waren geradezu luxuriös im Vergleich zum jetzigen und baldigen Zustand: Erhaltenswertes ist nicht nur emotional negativ besetzt und heruntergemacht, es existiert nicht mehr. Man hat keine Anschauung mehr davon, wie Demokratie funktioniert, wie freie Marktwirtschaft funktioniert, wie freie Medien und Freiheit überhaupt funktionieren und was wir von alldem haben. Man müsste eine virtuelle Welt entwerfen, vermitteln und verkaufen, und niemand würde glauben, dass das geht, und wenn doch, dann um den Preis von Klimakollaps, Kolonialismus und Transfeindlichkeit.
Und es gäbe kein staatliches Geld für Denkfabriken, die ein Konzept der Restauration entwürfen.
Damit entfällt auch der Bedarf, niemand wird danach verlangen.

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