Samstag, 27. Mai 2023
Entstehende Vorwendestimmung
Die Wendestimmung in der DDR entstand nicht allein und nicht hauptsächlich aus „Unzufriedenheit mit den politischen und wirtschaftlichen Bedingungen“, wie es damals zeitungsdeutsch hieß. Die Unzufriedenheit allein ergibt keine Wendestimmung.

Die DDR hatte doch die Perspektive zugelassen, es würde allmählich besser, die Schikanen lassen nach, der politische Druck wird weniger, wenn man wartet, und so schlimm wird es nicht. Während der Gorbatschow-Zeit erwies sich, dass man darauf vergeblich warten würde. Versorgungsschwierigkeiten wirkten nicht etwa politisch lockernd, was ja denkbar wäre, sondern zeigten noch deutlicher die Machtansprüche. Es wird nicht besser mit denen, das wurde klar, dadurch entwickelte sich die Wendestimung.

Etwas Analoges könnte jetzt zu einer Vorwendestimmung beitragen. Der Grüne Deal war, uns geht es gut und wir lassen daran andere teilhaben, wir werden bunter, gerechter, etwas weniger überfüttert, haben ein besseres Gewissen, und so schlimm kommt ja alles nicht.
Jetzt wird den letzten Überfütterten klar: doch, das tut es, es kommt noch schlimmer.

Momentan ist die Sucht nach gutem Gewissen groß genug, um nicht den Gedanken zuzulassen, dass man von den Grünen und den Linken hereingelegt wurde. Dieser Gedanke wird vielen nie kommen. Aber auch sie werden versuchen, mittels einer Wende noch etwas zu retten.

Dass es dafür zu spät ist, ist was anderes.

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