Montag, 23. Februar 2015
Augenhöhe, Solidarität, Gesellschaft. Und daraus ein Buch
Die taz hat eine Satireseite, deren Hauptproblem es ist, dass der Rest der Zeitung größtenteils viel komischer ist.
Heute im Internet zu lesen: ein Beitrag voller mitfühlender Betroffenheit über ein Buch eines Menschen, der mitfühlende Betroffenheit verdient, weil er als ehemaliger Superjournalist die Entsolidarisierung der kompletten Gesellschaft da spürt, wo sie besonders schmerzt -- am eigenen Leib. Er war gezwungen, die Journalistenkarriere aufzugeben und im Möbelhaus zu arbeiten, wo es so entsolidarisiert zugeht, wie man es sich nur denken kann, wenn nicht sogar noch entsolidarisierter.

Nämlich:
„Der Konsument ist nicht nur unsolidarisch, auch er ist Menschenfeind. Aus seiner Sicht ist der Verkäufer eine Null oder ein Betrüger, der ihn reinlegen will. Er will und muss rauspressen, was geht. Sonst, denkt er, ist er selbst der Dumme. Was nicht immer falsch ist. Nur eben nicht die ganze Geschichte. Kisch bringt die Sicht des Verkäufers ein, die meistens ausgeblendet bleibt.
Die Auswirkungen auf das Leben sind bei Kisch nicht rein ökonomische. Er steigt als Mensch ab.
„Ich bin nicht mehr auf Augenhöhe“, nennt er das. Als Journalist habe er sich stets auf Augenhöhe gefühlt, selbst während eines Interviews mit einem Super-Vorstandsvorsitzenden. Im Leben sowieso. Jetzt steht er klar unter den Vorgesetzten und vor allem unter den Kunden. „Die mögen auch mal nett sein“, sagt er, „aber letztlich ist man kein Mensch.“ Irgendwann ist er im Buch auch nicht mehr auf Augenhöhe mit seiner Frau. Zur Antisolidarisierung der alten und neuen Berufskollegen, des Arbeitgebers und der Kunden kommt die private Antisolidarisierung. Die Frau verlässt den Möbelverkäufer.“

Also wenigstens von der Frau hätte man genügend Solidarität erwarten können. Gibt es keinen taz-Imam, der predigt, die Frau dürfe niemals nein zur Solidarität sagen?
Kisch ist übrigens ein Pseudonym, eins, mit dem sich der Ex-Journalist auf Augenhöhe wähnt.

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